Stefan Brenner

Alle packen mit an

Herr Brenner treibt Schweine auf die Weide
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Ort

Engelhardsweiler (Ostalbkreis) g.g.A. - geografisch geschützte Angabe

Tiere

30 Schwäbisch-Hällische Muttersauen

Ein großer Tag für Stefan Brenners Schwäbisch-Hällische Schweine: Die Tiere kommen auf die Weide. Bei diesem Spaß ist die ganze Familie dabei. Zum Glück, denn der junge Bauer braucht bei dem Trieb tatkräftige Unterstützung.

Hinter den sieben großen Holzhütten, den mit Stroh eingestreuten Schlafplätzen entlang führt der Weg vom Stall hinaus. Die ersten Schweine trippeln voraus, andere folgen vorsichtig, eines dreht auch schon mal um und läuft zurück. Jutta Schenk versucht die Tiere mit beruhigenden Lauten zu locken – und das scheint zu wirken. Nach und nach tauchen immer mehr Schwarzweiße im Freien auf und lassen sich Stefan Brenner in Richtung Weide treiben. Fünf Monate alt sind die 30 bis 60 Kilogramm schweren, rund 40 Schweine, die nun zum ersten Mal in ihrem Leben die große Freiheit schmecken: Auf der zehn Hektar großen Weide – halb Wiese, halb Wald – nahe Ellwangen werden sie den Sommer verbringen.

Schwäbisch Hällische Schweine auf der Weide

Seit 2013 konzentriert sich der junge Landwirt auf die Eichelmast. 25 bis 30 Schwäbisch-Hällische Sauen stehen in seinem Stall, deren Nachwuchs ist für die Weide bestimmt. Diese besondere Art der Haltung lässt sich mit Brenners Beruf als Bautechniker gut vereinbaren. „Morgens um sechs kommen sie aus den Hütten, fressen, dann geht’s auf die Weide oder in den Wald und abends zurück in die Hütten“, beschreibt der Bauer den Tagesablauf seiner Weideschweine. Und die Haltung ist lukrativ – die Preise pro Kilogramm Schlachtgewicht liegen um mehr als das Doppelte über denen für konventionelle Schweine.

Das ist freilich nicht Brenners einzige Motivation. „Das Sozialverhalten der Tiere zu beobachten macht Spaß“, sagt er. Den haben auch seine Partnerin Jutta, Bruder Michael sowie dessen Söhne Florian und Jonas Lachend beobachten die Brenners, wie die Schwäbisch-Hällischen ihr künftiges Zuhause erobern.

„Wir haben uns dem Wahnsinn entzogen, immer nur zu wachsen“

Stefan Brenner, Bauer

In seine Schweineweide musste der Bauer einiges investieren. Rund zwei Kilometer lang ist der Doppelzaun, der die Weide umgibt. Doppelt, weil Schweine wie Wildschweine nicht zusammenkommen dürfen. „50 000 Euro hat das gekostet“, erzählt Brenner und fügt stolz hinzu: „Wir haben’s in Eigenleistung gemacht.“ Auf dem Hof müssen eben alle mit anpacken. Sie tun es gerne, wie man sieht. Michael Brenner flickt mit Hilfe von Jonas und Jutta den Zaun, der unter dem Freiheitsdrang eines Schweines schon etwas gelitten hat. Später, wenn der Elektrozaun eingeschaltet ist, wird sich das regeln. Selbst die Freiheit von Weideschweinen hat irgendwo ihre Grenzen.

Familie Brenner stellt einen Zaun auf

Stefan Brenner ist mit seiner Entscheidung zufrieden, sich den Bäuerlichen anzuschließen und Schwäbisch-Hällische Schweine zu halten: „Wir haben uns dem Wahnsinn entzogen, immer nur zu wachsen.“ Dann nimmt er eine Hefeschnecke aus der Schale, die Mutter Ruth auf den Gartentisch gestellt hat, und beißt mit genüsslich hinein.