Hohenloher Leben

Eicheln sammeln für die Schweine

Landschaft, Schwein, Tiere

Runter vom Sofa und raus in die Wälder: Alljährlich ruft die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall zur großen Eichelsammelaktion auf. Die Waldfrüchte werden getrocknet und im Jahr darauf dem Futter der Schwäbisch-Hällischen Weideschweine beigemischt.

Traditionell war die herbstliche Eichelmast von Schweinen in vielen Regionen Europas verbreitet. Noch bis in die 1940er Jahre trieben auch Hohenloher Hirten ihre Schweine in die Eichen- und Buchenwälder, damit sie sich dort an den Waldfrüchten satt fressen konnten. Über Jahrtausende hinweg war dies die einzige Möglichkeit, Schweine zu mästen, ohne auf für den menschlichen Verzehr geeignete Futtermittel zurückzugreifen.

Nicht in allen Teilen Europas ist die Waldweide der Schweine Geschichte. Beispiele für existierende Formen sind die Dehesa, die Beweidung von Stein- und Korkeichenhutewäldern in Südspanien, die Weide von Bindenschweinen in Mittelitalien und die Beweidung der Saveauen in Kroatien. Vereinzelt werden auch in Großbritannien alte Weiderechte wahrgenommen.

In Hohenlohe hat die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall mit der Weidehaltung der alten Landrasse der Schwäbisch-Hällischen die Tradition wiederbelebt. 20 Prozent Eicheln werden dem regional angebauten, gentechnisch unveränderten Gerste- und Weizenschrot beigemischt. Da Schweinetriebe heute nicht mehr erlaubt sind, sorgt eine pfiffige Idee für Nachschub. Schulklassen, Vereine und Privatpersonen sind im Herbst aufgerufen, Eicheln für die Schwäbisch-Hällischen Weideschweine zu sammeln und gegen ein Entgelt im Regionalmarkt Hohenlohe in Wolpertshausen abzuliefern.

Die Eichelmast stellt keine Showveranstaltung dar, sondern hat handfeste Vorteile. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Eichelfütterung in Kombination mit Weidehaltung die Qualität von Fleisch positiv beeinflusst. Matthias Petig, zweiter Vorsitzender der Züchtervereinigung Schwäbisch Hall und langjähriger Züchter der alten Landrasse hat sich im Rahmen seiner Doktorarbeit intensiv mit diesem Thema beschäftigt.

Petig hat im Rahmen seiner Arbeit die Fleischqualität von 305 Schwäbisch-Hällischen Schweinen untersucht. Für den Versuch hat er die Tiere in drei Gruppen eingeteilt: Stallhaltung ohne Eichelzufütterung, Stallhaltung mit Eichelzufütterung und Weidehaltung mit Eichelzufütterung. Das Ergebnis seiner Untersuchungen: Die Schwäbisch-Hällischen Weidetiere wachsen wesentlich langsamer als ihre Stallgenossen – Bewegung hält eben auch Schweine schlank. Vor allem aber weist das Fleisch der beiden mit 20 Prozent Eicheln gefütterten Gruppen einen wesentlich höheren Gehalt an intramuskulärem Fett auf, zu sehen an den feinen Fettäderchen im Fleisch.

Nicht nur die kräftige Marmorierung ist eine Besonderheit der Eichelmastschweine. Testpersonen haben das Fleisch bezüglich Geschmack und Aroma deutlich besser bewertet als das Fleisch von herkömmlich gefütterten Schweinen. Das Aroma von Fleisch und Schinken aus der Eichelmast wird als „nussig“ und „fein-herb“ beschrieben. Eine Delikatesse, die freilich nur in den Herbst- und Wintermonaten zu haben ist, und zwar in den Märkten der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft, in ausgesuchten Metzgereien und im Webshop (www.shop.besh.de).

Service

Eichelsammelaktion von 8. bis 30. Oktober 2021
0,60 Euro pro Kilogramm; in bar oder als Einkaufsgutschein für den Regionalmarkt Hohenlohe (dann mit einem Aufschlag von 10 Prozent auf den Gutscheinwert)

Annahmeort:
Regionalmarkt Hohenlohe, Birkichstraße 10, 74549 Wolpertshausen

Annahmezeiten:
Mo, Mi, Fr, Sa von 14 bis 18 Uhr