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Ohne Wasser geht es nicht

Bio-Landwirt Klaus Süpple mit seinem Sä- und Hackroboter.

Noch liegt rund um Schrozberg Schnee. Kein Wunder, schließlich befinden wir uns in „Hohenlohe-Sibirien“, wie Klaus Süpple seine Heimat gerne ironisch nennt. Der Bio-Landwirt aus Bossendorf ist längst mit den Vorbereitungen fürs Frühjahr beschäftigt.

„Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“, lautet die Bauernregel. „Das wäre ja ein gutes Zeichen“, sagt Klaus Süpple, denn am 2. Februar war das Wetter hierzulande kühl und regnerisch. Regen können die Landwirte auch dringend brauchen. Das „absolute Trockenjahr“ (Süpple) 2022 ist noch in schlimmer Erinnerung. Zwar gab es im Jahr 2021 relativ viele Niederschläge, doch die konnten den Mangel der beiden Vorjahre nicht ausgleichen.

Die individuelle Beobachtung der Bauern belegen die Zahlen der Landesanstalt für Umwelt. Den Angaben zufolge gab es innerhalb der vergangenen 20 Jahre nur vier Jahre, in denen die Niederschläge in oder über dem Durchschnitt des langjährigen Mittels rangierten. Die aktuellen Daten des Deutschen Wetterdienstes verheißen nichts Gutes: „Die Januartemperatur lag im Flächenmittel bei viel zu milden 3,1 °C (-0,7 °C). Deutlich unterdurchschnittlich war hingegen die Niederschlagsmenge mit 50 l/m² (75 l/m²) sowie die Sonnenscheindauer mit 35 Stunden (49 Stunden). Der Südwesten war mit Sachsen die zweittrockenste Region.“

„2022 sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Klaus Süpple rückblickend. Der Bio-Landwirt ist breit aufgestellt: Er hält 150 Mutterkühe mit Nachzucht und Masttieren, die er als Weiderinder bœuf de Hohenlohe über die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall vermarktet. Er bewirtschaftet mit seinen Rindern rund 170 Hektar Grünland und betreibt auf rund 100 Hektar Ackerbau, auch mit Kräutern und Gewürzen. Zudem unterhält er eine Photovoltaik- und gemeinsam mit einem Kollegen eine Biogasanlage.

„Was gewachsen ist, ist weggebrannt“

Bio-Landwirt Klaus Süpple über das Trockenjahr 2022

Fürs Tierfutter konnte Süpple im vergangenen Jahr auf Reserven aus dem Vorjahr zurückgreifen. „Das einzige, was wir schneiden konnten, waren Luzerne – die wurzeln tief.“ Die Hülsenfrüchte ergaben halb so viel Ertrag, aber immerhin etwas. Auf den Weiden sah es schlimmer aus: „Was gewachsen ist, ist weggebrannt.“ In normalen Jahren beweiden die Rinder des Bio-Landwirts von Frühjahr bis Herbst die steilen ehemaligen Weinberghänge im Vorbachttal (Main-Tauber-Kreis). Im Naturschutzgebiet ist zufüttern nicht erlaubt. Die Folge: „Wir haben weniger Tiere auf die Weiden gebracht und mussten sie vorzeitig wieder heimholen.“

„Ohne Wasser geht es nicht:“ Der 51-Jährige hält mit wassersparender Bodenbearbeitung und Trockenheit resistenten Kulturen dagegen. Die bewährte Luzerne etwa, oder auch ältere Sorten, „die wurzeln besser.“ Ohnehin sieht er sich besser aufgestellt als die konventionell wirtschaftenden Kollegen: „Ökologische Landwirte kommen im Ackerbau mit trockenen Jahren besser zurecht.“ Süpple erklärt das so: „Nach dem Gesetz vom Minimum kann ich, wenn das Wasser nicht ausreicht, noch so viel Stickstoff oder Phosphor zuführen, das bringt nichts.“

Saatgut für Schabzigerklee (links) und für Bohnenkraut.

Es gilt, sich auf veränderte Verhältnisse einzustellen. Soja und Kichererbsen könnten jetzt auch in Hohenlohe angebaut werden. In diesem Jahr will es Klaus Süpple zudem erstmals mit Linsen versuchen. Trockenheit und Wärme wirken sich auch auf den Kräuter- und Gewürzanbau aus. Mit Petersilie („die wurzeln tief“) hat die Familie – zumeist in Handarbeit – im vergangenen Jahr einen ordentlichen Ertrag erzielen können. Viel Erfahrung haben sie mit dem Anbau von Schabzigerklee, mit dem die Dorfkäserei Geifertshofen Heumilch zu würzigem Schabizgerkäse veredelt. Niederdeutscher Kümmel, Koriander und Schwarzkümmel stehen ebenfalls auf dem Anbauplan.
Dafür hat sich Klaus Süpple kürzlich einen besonderen Helfer angeschafft: einen Sä- und Hackroboter. Dank Photovoltaikanlage an der Oberseite ist die Maschine „komplett autark“. 20 Hektar kann der elektronische Knecht in einer Saison bearbeiten. Was hat der gekostet? Der Bio-Landwirt lacht: „Das willst du besser nicht wissen!“