Hohenloher Leben

Die Schweine kommen auf die Weide

Portrait vom Schwäbisch Hällischen kauenden Schwein auf der Wiese

Bauern, Landschaft, Ökologie, Schwein

Schon mal ein lachendes Schwein gesehen? Dem Schwäbisch-Hällischen scheint die Freiheit offensichtlich zu schmecken. Der Frühling ist da – und diese Tiere dürfen jetzt nach Herzenslust im Dreck wühlen, Gras fressen und über die Weide galoppieren.

Doch der Reihe nach. Um die Mittagszeit fährt der große Tiertransporter vor dem Tor vor. „Dreieinhalb Stunden, lief super“, Karl Pratz ist mit der Tour zufrieden. Er hat die 60 Schweine von Rheinland-Pfalz nach Hohenlohe kutschiert. Sie kommen vom Hof von Werner Leonhardt in Reichenbach/Nahe, der als Außenstelle Schwäbisch-Hällische züchtet und damit eine Genreserve für die traditionsreiche Hohenloher Landrasse bereithält.

Tür des Schweinetransporters wird auf der Weide geöffnet

Pratz lässt die hydraulische Rampe herunter. Im Innern des Transporters beginnen die Schweine zu quieken. Sie ahnen wohl, dass jetzt etwas Neues auf sie zukommt. Erst streut der Fahrer die metallene Fläche dick mit frischem Stroh ein, dann öffnet er die Türe. Neugierig strecken die ersten ihre schwarzen Köpfe heraus. Mit sanftem Klapsen motiviert Pratz die Tiere, die Rampe hinunter zu trippeln. Er muss nicht lange drängeln: Minuten später sind alle Schwäbisch-Hällischen auf der Schweineweide von Rudolf Bühler in Wolpertshausen angekommen.

Die Schweine laufen vom Transporter auf die Weide

Agraringenieur Fritz Wolf vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst, der die Hohenloher Bauern mit Schwäbisch-Hällischen Schweinen betreut, hat zuvor den Futterautomaten und die Wasserspender kontrolliert. Zufrieden mustert er die Neuankömmlinge, die das ungewohnte Terrain zu erkunden beginnen. „Die Schweine sind jetzt etwa 60 bis 70 Kilogramm schwer“, sagt er, „mit diesem Gewicht ist im Frühling die Umstellung auf die Freilandhaltung leichter.“ Noch können die Nächte empfindlich kalt sein, wenn man in einem Stall aufgewachsen ist.

„Der Instinkt von Schweinen geht nie verloren. Das Weiden ist angeboren, wie auch das Fluchtverhalten.“

Fritz Wolf, Agraringenieur

Vor der Witterung schützt der große, mit Stroh eingestreute Offenstall, in den sich die Weideschweine zurückziehen können. Viele Schwäbisch-Hällische wühlen zunächst hier, im bekannten Untergrund. Die Mutigeren beginnen draußen mit ihrem kräftigen Rüssel in der Erde und im Gras zu graben, dabei wippen die dicken Schlappohren im Takt. Das frische Grün, das sie noch nie gekostet haben, scheint zu schmecken. „Ihr Instinkt geht nie verloren“, erklärt Wolf, „der ist angeboren, wie auch das Fluchtverhalten.“ In jedem Schwäbisch-Hällischen steckt also auch ein Stück Wildschwein.

Drei Hällische Schweine erkunden und beschnuppern die Weide

Um den frisch gebackenen Weideschweinen den Einstieg ins neue Zuhause zu erleichtern, treiben zwei Helfer eine Gruppe in Richtung Futtersilo. Die Wurzeln, Kräuter und Gras sind nämlich nur Leckerbissen, an der Futterstelle bekommen die Schweine ihre Hauptmahlzeiten – Getreideschrot aus Gerste und Weizen, Bohnenschrot sowie getrocknete Eicheln. Und Wasser, Schweine sind nämlich Vieltrinker. Das werden sie in den kommenden Tagen brauchen – die Temperaturen steigen wieder.

Wer die Schwäbisch-Hällischen besuchen möchte: Die Schweineweide ist gut erreichbar und nahe der Autobahn 6 (Ausfahrt Wolpertshausen) gelegen. Hier die Koordinaten: 49°10’22.0“N 9°51’20.8“E

Die Schweine werden auf der Wiese zum Futterautomaten getrieben