Am 2. Februar beginnt traditionell das neue Bauernjahr. Mit dieser, der zwölften Folge endet unsere Serie „Ein Bauernjahr“, in der unsere Landwirte Damaris und Markus Ehrmann aus Herbertshausen ein Jahr lang Einblicke in ihr Leben gegeben haben.
Bei den Ehrmanns hat sich vieles getan. [Ein Bauernjahr 1]
Die junge Familie ist größer geworden – im Juni ist Ferdinand Günter Rex zur Welt gekommen – und von einer Wohnung in Rot am See in die oberen Stockwerke des Bauernhauses in Herbertshausen gezogen. Das Erdgeschoss bewohnen Markus‘ Eltern. Damaris Ehrmann lebt jetzt zum ersten Mal auf dem Hof in Herbertshausen und macht sich Gedanken über ihre künftige Rolle. „Hier ist immer was zu tun“, weiß die 32-Jährige, aber auch, dass sie wieder als Realschullehrerin arbeiten möchte.
„Ich arbeite gerne mit“, sagt die junge Frau, „allerdings nur in Bereichen, in denen ich mich kompetent fühle.“ Am besten gefällt ihr, wenn die ganze Familie bei der Arbeit zusammen sein kann: „Ein Vesper beim Pflanzensetzen oder eine Kaffeepause mitten auf dem Feld kann Arbeit zum Fest machen.“ Sie findet es schön, dass Karlotta und Ferdinand etwas von ihrem Vater haben.
„Ich verstehe mich erst als Mensch, dann als Europäer, dann als Hohenloher“
Markus Ehrmann, Landwirt
Den Vater treffen wir bei den Mastställen der Schwäbisch-Hällischen Schweine. Über den neuen Futtersilos hat er die Europafahne gehisst, die im Wind flattert und weithin zu sehen ist. Das passt prima zum EU-Siegel für Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. (geschützte geografische Angabe), das Markus Ehrmann hier erzeugt. „In Zeiten von Brexit und aufkommendem Nationalismus will ich ein Zeichen für Europa setzen“, sagt der Landwirt: „Ich verstehe mich erst als Mensch, dann als Europäer, dann als Hohenloher.“
Europa verdankten wir Frieden und Wohlstand. Das passt für ihn zur Jahreslosung für 2019: Suche Frieden und jage ihm nach (Psalm 34,15): „Denn neben ausreichend und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln sind Frieden und Freiheit wohl unsere höchsten Güter. Güter, für die wir zunehmend kämpfen müssen!“ So haben wir den promovierten Agrarwissenschaftler in diesem Jahr kennen gelernt: Er schlägt gerne nachdenkliche Töne an.
In den Gesprächen mit Markus Ehrmann haben wir vieles davon verstanden, wie unser Essen erzeugt wird. Wie viel Arbeit dahinter steckt, dass wir ein Stück Fleisch genießen können. Und dass Landwirtschaft mehr als jeder andere Berufszweig wetterabhängig ist. „Gemeinhin heißt es: Wenn man mit dem anderen nichts zu reden weiß, redet man über das Wetter“, macht Markus Ehrmann deutlich, „in der Landwirtschaft bestimmt das Wetter alles.“ Wer sich nicht danach richte, müsse die Nachteile in Kauf nehmen – etwa dass die Saat nicht richtig aufgeht. Der Zyklus Saat, Wachstum und Ernte bestimmt eben das bäuerliche Leben.
Übrigens: 80 Prozent der Deutschen würden sich einer Forsa-Umfrage zufolge gerne einmal mit einem Landwirt austauschen. Denn 41 Prozent der (im Auftrag des Forums Moderne Landwirtschaft e.V.) Befragten geben an, keinen Landwirt persönlich zu kennen – die Entfremdung zwischen Erzeugern und Verbrauchern ist also groß. In unserem Blog kommen Bauern zu Wort. Schauen Sie wieder rein – es lohnt sich!