Hohenloher Genuss

Wursten ganz ohne Zusatzstoffe

Bio-Wurst aus bestem Schwäbisch-Hällischem Bio-Fleisch und Naturgewürzen.

Lebensmittel, Ökologie, Schwein

Wursten ganz ohne Zusatzstoffe

Wenn’s um die Wurst geht, kennt Hermann Jakob kein Pardon. Der Metzgermeister ist ausgewiesener Experte für die Produktion von Bio-Würsten. Mit den Kollegen der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall weiht er Metzger in diese Kunst ein.

Der Leiter der Meisterschule für Fleischer in Kulmbach ist einer der renommiertesten Berater im Bereich ökologische Wurst- und Fleischerzeugung. Hermann Jakob hat spezielle Rezepturen entwickelt, die ganz ohne Zusatzstoffe auskommen und daher auch für die Verarbeitung in Bio-Metzgereien geeignet sind.

Die zwölf Kursteilnehmer kennen sich natürlich beim Thema Wursten aus, schließlich sind sie vom Fach. Frank Rögele (42) aus Unterfranken beispielsweise. Seit mehr als zwei Jahren bezieht der Metzgermeister Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch aus Hohenlohe, das mit dem EU-Siegel geschützte geografische Angabe ausgezeichnet ist. Gemeinsam mit Sohn Timo (17), der bei ihm in die Lehre geht, will er bei dem Seminar Erfahrungen für die Produktion von Bio-Wurst gewinnen.

Die Seminarteilnehmer legen in der Wurstmanufaktur der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall Hand an.

Würste lassen sich je nach Art der Herstellung in drei Kategorien einteilen: Kochwurst wie Presssack, Brühwurst wie Wiener und Rohwurst wie Salami. Je nach Sorte bestehen Würste aus zerkleinertem Fleisch, Fett und Innereien sowie weiteren Zutaten, die für Geschmack sorgen oder die Herstellung erleichtern. Denn beim konventionellen Wursten sind viele Inhaltsstoffe erlaubt – Konservierungsstoffe wie Nitrit, Stabilisatoren wie Phosphat und Geschmacksverstärker wie Glutamat.

„Bei Bio-Wurst wird jeder Fehler gnadenlos bestraft“

Hermann Jakob, Metzgermeister und Bio-Wurst-Experte

„Wir sind hier, um von den Zusatzstoffen wegzukommen“, sagt Rögele bestimmt. Wie, das möchten die Unterfranken in Hohenlohe lernen. Und da alle Theorie bekanntlich grau ist, legen die neun Männer und drei Frauen unter Anleitung und mit Hilfe von Jakob und seinen Kollegen Steffen Noller sowie Thomas Simon gleich los. Für den Leberpresssack liegen auf dem Tisch bereits dampfende Köpfe und Masken von Schwäbisch-Hällischen Bio-Schweinen, die in Wasser mit Schabzigerklee gekocht wurden.

Hermann Jakob erklärt den Kollegen seine Rezepturen für Bio-Würste.

„Kopffleisch muss warm verarbeitet werden“, doziert Hermann Jakob, „auch die Schwarte von den Ohren können wir gebrauchen.“ Geschickt lösen die Kursteilnehmer das zarte Fleisch vom Knochen und schneiden es in feine Würfel; andere wiegen die Bio-Gewürze nach der Rezeptur auf der elektrischen Waage ab: Pfeffer, Majoran, Muskat, Bohnenkraut, Thymian, Piment, Ingwer und Gemüsebrühe. Das Fleisch, dazu Bauch mit Schwarte, Zwiebeln und gebrühte Schweineleber kommen in den Wolf, zuletzt gibt Jakob die Einlage dazu. Zuletzt schmecken die Teilnehmer gemeinsam die noch warme Masse mit Honig und Essig ab, bevor sie in vorbereitete Schweinemägen gefüllt und gekocht wird. Sorgfältiges Arbeiten ist Pflicht, sagt der Experte: „Bei Bio-Wurst wird jeder Fehler gnadenlos bestraft.“

Weil im Erzeugerschlachthof in Schwäbisch Hall Schlachten, Zerlegen und Wursten unter einem Dach stattfinden, haben die Metzger der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft gegenüber ihren Kollegen der Partnerfachmetzgereien einen Vorteil: Sie können wie früher beim Hausschlachten die Technik des Warmwurstens praktizieren. „Dank der schnellen Verarbeitung bleibt das im warmen Muskelfleisch vorhandene natürliche Phosphat erhalten“, weiß Metzgermeister Dieter Mayer, der die Rezepturen für die feinen Würste der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall entwickelt.

Der Leberpresssack wird in vorbereitete Schweinmägen gefüllt und anschließend gekocht.

Im Seminar lernen die Partnerfachmetzger, die nicht selbst schlachten, diese Technik aufs Wursten zuhause zu übertragen. „Während der Produktion sollte das Fleisch immer heiß bleiben“, erklärt Jakob, „kühlt es ab und wird wieder erwärmt, tritt ein unerwünschter Geschmack auf.“ Das Material erhitzen, danach alles schnellstmöglich zerkleinern, die Masse sofort heiß anmischen, den Wurstteig so warm wie möglich füllen und die Würste unverzüglich garen – so steht es im Kapitel Kochwürste der Seminarunterlagen für die traditionelle Herstellung hochwertiger ökologischer Wurst- und Schinkenspezialitäten.

Tags darauf verkosten die Rögeles mit den Kollegen die Würste aus der Seminarproduktion. Zufriedenes Nicken: Der Leberpresssack ist fein-würzig und schmeckt so richtig wie gute traditionelle Hausmacherwurst. Kochwürste, die ausschließlich mit Kochsalz und Naturgewürzen hergestellt werden, brauchen in der Tat keinen Vergleich zu scheuen.